Max Geitlinger ist eines der größten Talente in Südbaden – doch er will gar nicht (nur) Winzer sein

Bislang hat Max den Wein vor allem für sein Gasthaus Hirschen gemacht. So kann er seinen Gästen die perfekt passenden Begleiter einschenken. Doch mittlerweile interessieren sich zu viele außerhalb des Gasthauses für seine außergewöhnlichen Weine
Winzer Max Geitlinger

Max Geitlinger ist eines der größten Talente in Südbaden – doch er will gar nicht (nur) Winzer sein

Bislang hat Max den Wein vor allem für sein Gasthaus Hirschen gemacht. So kann er seinen Gästen die perfekt passenden Begleiter einschenken. Doch mittlerweile interessieren sich zu viele außerhalb des Gasthauses für seine außergewöhnlichen Weine


Die Geschichte von Max Geitlinger ist vor allem eine Geschichte von Talent. „Als ich anfing, wusste ich wirklich gar nichts von Wein. Ich war sogar darüber verdutzt, dass es verschiedene Sorten gibt – bis dahin dachte ich, es gibt nur Weißwein und Rotwein“, sagt er. Mit diesem Erstaunen, so erzählt er, fand er sich an seinem ersten Tag auf der Berufsschule wieder.

Heute, ein paar Jahre später, gehören Max‘ Weine zu den besten, die es im Markgräflerland zu finden gibt. Der Spätburgunder mit einer Frische und Saftigkeit, dass er sich oft zu schnell wegtrinkt. Ein Gutedel mit feiner Erdigkeit, ein Müller-Thurgau mit Tiefgang.

Die Faszination seiner Weine ist vielschichtig und doch schnell erklärt: Es sind Weine, die – und das klingt jetzt abgegriffen, hat aber selten so gestimmt – einfach immer passen. Sie haben eine Leichtigkeit, die Max mit Komplexität, mit Tiefgang, mit Nachhall verbindet, dass sie sowohl Wein-Laien als auch Weinprofis wie zum Beispiel Robert-Parker-Kritiker Stephan Reinhardt begeistern.

Seine Familie betrieb den Gasthof Hirschen in Egerten und hatte daneben 0,3 Hektar Gutedel. Das sind gerade mal ein paar Zeilen. Aber Max war fasziniert von Wein und von dem Handwerk, das dahintersteckte. Also begann er eine Winzerausbildung. „Erst dort merkte ich, wie unendlich komplex das Thema ist“, sagt er. Als er die Lehre nach zwei Jahren abschloss, war für ihn klar, dass er von den Großen lernen musste, die ihn beeindruckten.

Wenige Kilometer weiter ist das Weingut von Hanspeter Ziereisen. Er wurde zu einem der Lehrmeister von Max. Bis heute finden einige Arbeitsschritte in Ziereisens Hof statt (zum Beispiel das Abbeeren im Herbst), weil Max‘ Weingut so klein ist.

Er bewirtschaftet gerade einmal zwei Hektar. „Das Schönste für mich ist: das Erleben der Natur, die Ruhe, das Kooperative und das Gefühl, Teil eines Kreislaufs zu sein, in den man sich einbringen kann, und von dem man auch etwas zurückbekommt.“

Vor einigen Jahren stand in der Nachbarschaft ein Spätburgunder-Weinberg zum Verkauf. Max liebt Spätburgunder und übernahm die Parzelle. „Wenn du einen Wein machen willst, so wie ich ihn toll finde, dann musst du alle Arbeitsschritte in der Hand behalten: Von der Traube bis zum Korken„, sagt er. Denn seine Arbeitsweise ist aufwendig: alles Handarbeit, im Keller wie im Rebberg. Max arbeitet biodynamisch. „Es geht mir darum, die bestmögliche Qualität der Trauben zu erreichen und das funktioniert meiner Meinung nach nur über diesen Weg“, sagt er.

Ein Film über die Philosophie von Max Geitlinger

Als wir die Weine von Max kennenlernten, waren wir so begeistert, dass wir sie immer wieder nachbestellten. Doch es war uns vom ersten Gespräch an klar, dass uns ein Teilchen fehlt, um seine Philosophie zu verstehen: der Besuch im Hirschen. Also pilgerten wir im Juli 2020 hin, nach Egerten, und wir waren von diesem Abend derart beeindruckt, dass ihr darüber in einem eigenen Text hier lesen könnt.

Als wir dort saßen, unter dieser wunderbar breiten Kastanie, aufgefangen in dieser heimeligen, herzlichen Atmosphäre des Hirschen, da warteten wir vorfreudig darauf, dass uns Max endlich die tollen Spätburgunder ausschenkt. Doch als erstes brachte er uns einen Müller-Thurgau aus 2015. Hätten wir so nie bestellt, aber wow: intensive Kräuterwürze, eine gut eingebundene, nicht hervorstehende Säure. Ein Wein, der (uns zumindest) zum ersten Mal zeigte, dass Müller-Thurgau großartig reifen kann, wenn er so gut gemacht ist, wie der von Max.

So erwarteten wir zum zweiten Gang einen Spätburgunder. Doch da kam Max mit einer Flasche namens „Rosie“ an den Tisch, sein Rosé-Wein. Und was soll man sagen: Er war einfach umwerfend. Kräftig strukturiert, eher an einen leichten Roten erinnernd, ohne dabei das Verspielte abzugeben. 

Dann also zum Hauptgang, Spätburgunder? Max hatte bereits eine andere Flasche entkorkt. Einen Rotwein, den er Schwarzwild genannt hat. Er stammt aus der Sorte Regent, die zu den pilzwiderstandsfähigen Sorten gehört. Derart feindgliedrig, konzentriert, komplex und mit feiner Schärfe – der gesamte Tisch war derart begeistert, dass wir nach dem 2016er Schwarzwild auch den 2015er trinken wollten. Und ja, so kam es, dass wir einen ganzen Abend im Hirschen verbrachten, ohne einen einzigen Spätburgunder zu trinken – und es hat sich so gelohnt!

„Die Herausforderung in beiden Bereichen das richtige zu machen, das macht die Arbeit für mich aus“, sagt Max. Wer ihn als Gastgeber erlebt, kann sich gar nicht vorstellen, wie so jemand als zweite Profession diese wunderbaren Weine herstellt. Manche Menschen haben einfach zu viel Talent für ein Berufsleben.

Adresse: Max Geitlinger Wein, Am Neuweg 2, 79400 Egerten
ÖPNV-Anbindung: schwierig – der nächstgelegene Bahnhof ist Wittlingen (ca. 3,5 km)

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