Wer vom Weingut Klumpp erzählen möchte, muss sich entscheiden. Die Familie in Bruchsal bietet so viele Geschichten.
Es ist eine Geschichte von Wachstum. Es ist eine Geschichte von einem neuen Weinstil. Es ist eine Geschichte von interessanter Weinarchitektur. Und es ist eine Geschichte von der beeindruckenden Stärke einer Familie.
Das Weingut befindet sich im Kraichgau, einer Hügellandschaft im Nordwesten Baden-Württembergs. Die Ecke gilt als Kornkammer des Landes, auf den fruchtbaren Böden gedeiht allerlei Getreide. Auch Weinbau hat hier Tradition, wenn auch eher nachrangig, insbesondere der ökologische Anbau. Bis die Klumpps loslegten.
Wie die Familie innerhalb weniger Jahre „aus dem Nichts“ einen Betrieb aufgebaut hat
Das Weingut sieht man schon von Weitem: ein Holzwürfel außerhalb von Bruchsal – großzügig, markant und architektonisch außergewöhnlich. Wer hier ankommt, mag kaum glauben, wie jung das Weingut ist.
Marietta und Ulrich Klumpp sind Quereinsteiger, die vorher in Bürojobs gearbeitet haben. Dann gründeten sie Anfang der 1980er ihr Garagenweingut mitten in Bruchsal, anfangs bewirtschafteten sie gerade mal ein halbes Hektar. Heute sind es 32.
„Viele Weingüter haben eine lange Geschichte und einen Grund-Bekanntheitsgrad, mit dem sie arbeiten können. Wir haben alles von Grund auf aufgebaut. Zwischenzeitlich war ich deshalb auf über 100 Veranstaltungen pro Jahr“, sagt Markus Klumpp. Er ist einer der beiden Söhne, die das Weingut heute weiterführen.
Wie die Familie Familienzusammenhalt lebt
Markus Klumpp ist für den Keller verantwortlich, Andreas für die Weinberge. Die Eltern kümmern sich um Besucher:innen und Vertrieb. Es ist keine Seltenheit, dass in Weingütern Generationen und Geschwister zusammenarbeiten. Doch die Klumpps legen nochmal eine Schippe drauf.
Das fängt zum Beispiel damit an, dass Markus von Donnerstag bis Sonntag an der Ahr bei seiner Familie ist (Markus ist mit Meike Meyer-Näkel vom gleichnamigen VDP-Betrieb verheiratet). Im Gegenzug steht er in der restlichen Woche an vielen Tagen bis 21 Uhr im Keller. Diskussionen über ungleiche Verteilung der Arbeitslast gibt es nicht. „Absprachen sind alles“, sagt Markus.
Jeden Mittag trifft sich die Familie an der langen Tafel im Raum hinter der Vinothek. Mutter Marietta kocht. Meistens verwendet sie dafür die Zutaten, die ihr Mann Ulrich im Garten anbaut. An manchen Tagen sitzen ein Dutzend Menschen mit am Tisch. Die Tafel ist quicklebendig und fröhlich. Es ist ein Weingut voller Leben. Das wollten Klumpps auch zeigen, als sie vor einigen Jahren ihr neues Weingutsgebäude planten.
Der energieautarke Neubau
Es gibt Neubauten, die sind so eigenständig konzipiert und gestaltet, dass man sofort spürt, dass ganz schön viele Gedanken dahinterstecken. Vor fünf Jahren hat die Familie einen solchen Neubau eingeweiht. „Wir wollten vor allem eine familiäre Atmosphäre schaffen, in der wir uns mit Kunden unterhalten können“, sagt Marietta Klumpp.
Die Vinothek ist aus Naturmaterialien gebaut: viel Holz, Weitraum, Weitsicht. Es gibt verschiedene Sitzgruppen, alles ist offen und trotzdem voneinander separiert.
Die Mischung aus Sichtbeton und Holz ist ästhetisch und gemütlich zugleich. Doch es sind nicht nur Äußerlichkeiten, die das Gebäude auszeichnen. So ist auf dem Dach eine Solaranlage, mit der sie fast das komplette Jahr über ihren eigenen Strombedarf decken können (außer in den Lese-Wochen braucht die Kelter etc. so viel Energie, dass sie zusätzlichen Strom einspeißen müssen).
Die Weine
Wer an dieser Stelle denkt: „Was interessiert mich das alles, ich bin wegen der Weine hier“, wird nicht enttäuscht. Denn auch für die reinen Wein-Nerds bietet das Weingut Klumpp alles, was es für einen nachhaltigen Eindruck braucht. Und hier sind wir womöglich auch bei der Antwort auf die Frage, warum das Weingut eigentlich so stark gewachsen und so beliebt ist.
Das Team Klumpp schafft es auf großartige Weise, die Kraft gesunder Trauben mit Detailverliebtheit im Keller, dem durchdachten Einsatz von Holzfässern und Geduld zu vereinen. Die Weinberge werden ausschließlich biologisch bewirtschaftet, zudem arbeitet Andreas mit allerlei Pflanzenextrakten und Tees. Das stärkt die Reben.
Markus wiederum arbeitet ausschließlich mit Falldruck, um Most und Trauben zu schonen. Die Weine bleiben mindestens ein halbes Jahr auf der Feinhefe, manche auch länger. Im Keller des Weinguts stehen 650 Barrique-Fässer. Die Lagen-Weine reifen alle im Holz.
So entsteht ein absolut moderner und gleichzeitig sehr charmanter Weinstil, der sich durch die gesamte Kollektion zieht. Die Weine vereinen Frische ihres jeweiligen Terroirs, mit einem eleganten Körper und beeindruckendem Schmelz.
Dabei wird der Holz-Einsatz nie zu vordergründig. Wir sind begeistert zum Beispiel von dem Grauburgunder vom Rothenberg. In der Nase einladende Frucht von reifen Aprikosen, Honigmelone, Apfel und im Geschmack wunderbar weich und elegant. So sind die Weine eigentlich wie ihre Macher selbst: voller Energie, die mehr ist, als die Summe ihrer Einzelteile.
Weingut Klumpp, Heidelberger Str. 100, 76646 Bruchsal
ÖPNV: Mit dem Regionalverkehr nach Bruchsal HBF, dort Bus 125 Richtung Forst Löwen bis Bruchsal Krankenhaus. Dann etwa 15 Minuten Fußweg