- 8,7 Kilometer wandern, fünf Einkehradressen – rund um Gomadingen steht der Genuss im Vordergrund
- Manufakturen und Restaurants laden an die Lauter
- Im Sommer fährt die Schwäbische Alb Bahn zur Strecke
Dieses Mal sagen wir es sofort zu Beginn unseres Genusswandern auf der Schwäbischen Alb: Bei dieser Wanderung geht es nicht nur darum, zu wandern – sondern die entspannte Halbtageswanderung mit möglichst vielen Genusspunkten auf der Alb zu verbinden. Das geht mit ein bisschen Planung an wenigen Orten so gut wie in diesem Fall. Wir sagen aber auch ganz ehrlich: es ist möglich, die folgende Runde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu vollenden – vor allem jenseits der Sommermonate ist die Anreise mit Auto oder vielleicht E-Bike (von den Bahnhöfen Reutlingen, Gammertingen oder Bad Urach) aber deutlich einfacher. Bevor wir die Wanderschuhe einsetzen, starten wir in diesem Fall mit einer Pause. Und zwar in Dapfen. In dem Dorf, ganz in der Nähe findet sich das berühmte Haupt- und Landgestüt Marbach, betreibt die Familie Laepple das Lagerhaus, eine Mischung aus Café, Bistro, Bäckerei, Kaffeerösterei und Genussmanufaktur. Samstags und sonntags passiert es schonmal, dass es hier nicht zu ruhig ist. Aber allein wegen der Vielfalt selbst produzierter Produkte lohnt sich der Abstecher zu einem zweiten Frühstück oder Vesper, bevor es losgeht.
Nach dem Vesper folgt die Wanderung
Von Dapfen aus fahren wir Richtung Offenhausen. Das lohnt sich schon deswegen, weil an wenigen Stellen die Alb-Landschaft so älblerisch ist wie hier. Wachholderheiden prägen das Bild, sanfte Hügel umranden das Tal der Großen Lauter, hier und da zeichnet sich ein schroffer Felsen ab. Auf einen solchen geht es auch ab Offenhausen Richtung Parkplatz am Wanderheim Sternberg Haus. Unser Ausgangspunkt. Von hier laufen wir eine knapp neun Kilometer lange „8“, die als Premiumwanderweg >>hochgehsprudelt<< auch sehr gut ausgeschildert ist.
Zunächst geht es ein paar Höhenmeter über einen ausgetrampelten Pfad durch Wald und leichtest Gestein zum Wanderheim Sternberg Haus. Hier lässt sich vom Aussichtsturm, den der wundervolle Schwäbische Alb Verein betreibt, die Landschaft bestaunen, an schönen Tagen auch grillen. Das tun wir aber nicht sondern schlängeln uns hinter dem Turm durch ein Gebüsch und folgen dem Weg auf eine Reihe an Wachholder-Lichtungen, die hundertprozentiges Albgefühl vermitteln. Hier lohnt sich allerdings der genaue Blick auf die Beschilderung, weil sich hier die „Kringel“ der „8“ kreuzen. Beim ersten Mal haben wir uns hier verlaufen, dann ist der Weg nur noch etwa vier Kilometer lang.
Zum Finale das Brünnele
Durch einen Wald fällt der Weg ins Tal der Lauter ab. Die streifen wir nicht ganz, sondern erklimmen unmittelbar durch einen romantischen Wald wieder die Höhe Richtung Sternberg-Turm, kreuzen den uns bekannten Pausenplatz – Vorsicht Schilder – und stapfen nun Richtung „Brünnele“. Aus der Quelle sprudelt sogar noch Wasser.
Zweieinhalb, maximale drei Stunden braucht dieser nicht ganz sanfte aber schon gut schaffbare Weg. Ausreichend Hungergrundlage für einen Abstecher zum frühen Abendessen. Hier ist nun die Qual der Wahl.
Einkehr nach der Wanderung
Wir empfehlen dreierlei: Solide und immer eine gute Anlaufstelle ist Speidels Braumanufaktur, der Name ist quasi selbsterklärend. Ebenfalls uneingeschränkt empfehlenswert ist der Bahnhof Kohlstetten. Der liegt nicht nur direkt an der romantischen Schwäbischen Alb-Bahn, die auch seit einiger Zeit wieder regelmäßig fährt. Sondern kocht aus nachhaltig-älblerischen Zutaten eine weltoffene, empfehlenswerte Küche. Vor allem während des Sommers ist die Terrasse eine der schönsten auf der Alb, um Honauer Forelle mit Safransoße, Vitello Tonnato mit Älbler Zutaten oder Feines von den Alb-Champignons zu probieren.
Die Alternative. Einmal mit dem Auto über den Berg nach Bernloch gefahren bietet die Familie de Vita am Bernlocher Sportplatz italienische Küche mit allerlei vom Älbler Lamm. Warum das so wichtig ist, erfahren wir ebenfalls nur wenige Minuten entfernt bei der Familie von Mackensen. Die drei Mackensens gehören zu den letzten Schäfern auf der Alb. Dabei waren es die Schäfer und ihre Tiere, die die Landschaft so prägten.
Das Erbe der Alb-Schäfer
Das karge Grünland im Hochgebirge hier reicht oft nicht auf, um für eine ganze Familie Vieh zu ernähren. Gleichzeitig ist die Landschaft ständig von Verbuschung bedroht. So entstand irgendwann das Prinzip der Hüteschäferei.
„Das macht heute kaum noch jemand, weil es sich immer weniger lohnt“, sagt Thomas von Mackensen. Und das liegt nichtmal hauptsächlich daran, dass mittlerweile auch natürliche Schaf-Feinde wie der Wolf in der Gegend wieder heimisch werden. Doch die menschen- wie materialaufwändige Hüteschäferei kann kostentechnisch nicht mithalten mit Lammfleisch aus Neuseeland oder Australien. Nicht mal mit dem aus Norddeutschland. Die Folge: Von den etwa 70.000 Tonnen Lammfleisch, die in Deutschland jährlich verzehrt werden, kommen mehr als 50.000 aus dem Ausland.
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Deswegen sind Gastronomien, die den Schäfer:innen auf der Alb ihre Tiere abkaufen, ganz praktischer Landschafts- und Naturschutz. Der Abstecher nach dem Abendessen zur Schäferei von Mackensen, zwischen Gomadingen und Marbach gelegen, lohnt sich so oder so: Direkt von der Hauptstraße weist ein großes Schild zum Hofladen der Schäferei – hier gibt es 24 Stunden am Tag Spezialitäten aus der Lamm-Metzgerei und im Sommer auch Gemüse im Selbstbedienungsladen.
Genusswandern auf der Schwäbischen Alb: So geht es mit dem ÖPNV
So, und wir hatten versprochen, den Großteil der Tour auch für Menschen ohne Auto zu erklären. Genusswandern auf der Schwäbischen Alb ist ja verkehrstechnisch immer so eine Sache. Jenen Menschen ohne Auto empfehlen wir folgendes: Mit dem Bus von Reutlingen nach Offenhausen (mal mit, mal ohne Umstieg, circa eine Stunde). Von Offenhausen zu Fuß auf den Wanderweg. Etwa auf der Hälfte des Weges, wo er entlang der Lauter führt, Abstecher zu den von Mackensens. Das verlängert den Weg um etwa vier Kilometer.
Nach der Wanderung zum Bahnhof Offenhausen. Von dort – je nach Stunde – mit der Schwäbischen Alb Bahn oder dem Bus nach Kohlstetten. Einkehr im dortigen Bahnhof. Von dort Rückkehr nach Reutlingen mit dem Bus, dauert etwa 45 Minuten. Ab Reutlingen normaler Schienenverkehr Richtung Tübingen, Plochingen, Stuttgart, Heilbronn.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Mythos Schwäbische Alb. Bei der Auswahl der genannten Betriebe sind wir frei. Das Titelfoto dieses Beitrags veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung von >>hochgehberge<< Foto: Angela Hammer .